Malen mit Licht: Lightpainting

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Sobald ein Optimist ein Licht erblickt, dass es gar nicht gibt, findet sich ein Pessimist, der es wieder ausbläst.

Giovanni Guareschi

…und wenn währenddessen eine Kamera läuft, entstehen tolle Bilder.

Wenn wir an Fotos denken, dann denken wir oft an das Einfangen eines Augenblicks, das Verewigen eines Momentes. Wenn wir auf den Auslöser drücken, dann wird innerhalb von Sekundenbruchteilen alles als Foto eingefroren, was im Blickfeld der Linse war.

Doch Fotografie kann auch ganz anders. Einzelne Fotos können ganze Zeitspannen einfangen. Bei diesen sogenannten Langzeitbelichtungen entstehen Bilder, die für das menschliche Auge surreal erscheinen. Unser Gehirn nimmt jeden Augenblick einzeln wahr und setzt diese Momentaufnahmen zu einem Film zusammen. Bei einer Langzeitbelichtung werden all diese Einzelbilder aber, ganz vereinfacht gesagt, übereinander gelegt.

Nicht bewegliche Objekte bleiben dabei normal zu sehen. Alle beweglichen Objekte zeichnen ihre Bewegungen als Spuren ab. Je heller, umso deutlicher ist diese Spur. Beim sogenannten Lightpainting werden diese Spuren nun gezielt mit Lampen erzeugt. Im Folgenden will ich dir eine kurze Anleitung geben, wie auch du mit wenigen Hilfsmitteln Schriftzüge, Strichmännchen und Co. “malen” kannst.

Wann? Wo? Und was?

Jetzt ist die perfekte Zeit zum Lightpainting. Es ist früh genug dunkel und nicht mehr ganz so kalt. Damit hätten wir auch schon die erste Bedingung. Lightpainting geht nämlich nur im Dunkeln. Außerdem solltet ihr versuchen, interessante Vorder- und Hintergründe für eure Fotos zu finden. Wenn euch das nicht gelingt, weil es bei euch zum Beispiel nur einen Feldweg gibt, ist das aber auch nicht so schlimm. Viel wichtiger ist, dass ihr euch Gedanken macht, was ihr eigentlich fotografieren wollt. Schriftzüge müsst ihr zum Beispiel spiegelverkehrt machen. Außerdem müsst ihr die Bewegungen ja selber mit der Lampe machen. Probiert das am besten im Hellen aus und überlegt euch, was cool aussehen könnte.

Was brauche ich?

Zuallererst braucht ihr natürlich irgendeine Kamera. Ob das jetzt eine DSLR, DSLM, eine GoPro oder dein Handy ist, macht eigentlich keinen großen Unterschied. Wichtig ist nur, dass ihr mindestens acht, besser 16 oder 32 Sekunden lang belichten könnt. Beim Handy funktioniert das meistens über den Pro-Modus der Kamera oder mit einer externen App.

Weil ihr so extrem lange belichtet und ja außerdem vor der Kamera seid, braucht ihr zwingend ein Stativ. Ich würde hier eine kompakte Lösung wie zum Beispiel das “Monkey Pod 2” oder “compact traveller S1” von Rollei (keine Werbung) empfehlen, da ihr es leicht mitnehmen könnt und nicht ein kiloschweres Stativ durch die Gegend tragen müsst. So ein Stativ bekommt ihr schon ab circa 20 Euro und könnt es auch für so ziemlich alle anderen fotografischen Anwendungszwecke gut gebrauchen.

Zum Lightpainting braucht ihr aber natürlich auch irgendein Licht. Mit einer simplen Taschenlampe, wie zum Beispiel der in eurem Handy, könnt ihr schon tolle Effekte erzielen und zum Beispiel Strichmännchen und Smileys malen. Wenn ihr ein bisschen mehr Farbe wollt, dann gibt es für unter zehn Euro akkubetriebene Lampen mit Farbwechselfunktionen. Mit so einer bunten Lampe könnt ihr dann Bilder in allen erdenklichen Farben und Farbverläufen erzeugen.

Einstellungen

Nachts ist es durch all die Straßenlaternen und anderen Lichtquellen ziemlich gelb. Das klingt erstmal komisch, ist aber so. Deshalb solltet ihr den Weißabgleich (WB) auf Kunstlicht beziehungsweise einen Wert zwischen 3200 und 4000K einstellen. Wenn ihr euren Weißabgleich auf Tageslicht lasst, dann werden die Bilder ziemlich gelbstichig.

Den ISO stellt ihr am besten auf 100 oder 200. Eure Lampe bringt schließlich genug Licht und bei höheren ISO-Werten brennen die Farben der Lampe zu sehr aus. Außerdem habt ihr deutlich stärkeres Bildrauschen und weniger klare Konturen und Kontraste. Die Blende (F) stellt ihr, so euch das möglich ist, relativ geschlossen ein, um eine hohe Tiefenschärfe zu erreichen. Blenden zwischen 4.0 und 6,5 sind meisten gut geeignet. Generell gilt: je kleiner euer Sensor, umso offenblendiger solltet ihr fotografieren.

Als Brennweite eignen sich Weitwinkel von 13-35mm ziemlich gut, da ihr so nicht im Stockdunklen ewig weit von eurer Kamera wegrennen müsst. Ich selbst fotografiere beim Lightpainting sogar ausschließlich auf 13mm.

Als Letztes ist natürlich die Verschlusszeit (Shutter) interessant, da ihr damit festlegt, wie lange ihr euch selber für die Bewegungen Zeit gebt. Ich nutze in den allermeisten Fällen 8 oder 16 Sekunden. Wenn ihr komplexere Motive darstellen wollt, dann eignen sich manchmal auch 32 Sekunden.

Ich hoffe, ich konnte euch mit dieser Anleitung ein wenig weiterhelfen und zum Nachmachen inspirieren.

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Viel Spaß beim Nachmachen.

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