So viel Welt und so wenig Zeit
In der achten Klasse fasste ich auf einmal den Entschluss: „Nach der Schule gehe ich für ein Jahr ins Ausland!“ Meine Eltern lächelten und nickten, doch mein Vorhaben blieb bis zur zwölften Klasse bestehen. Nur das Land änderte sich regelmäßig. Australien, Schottland oder doch Kanada? Fest stand, dass ich mein Englisch verbessern wollte. Das grenzte die Auswahl schon leicht ein. Außerdem hatte ich keine Lust, ein Jahr am gleichen Ort und an eine Familie gebunden zu sein. Deshalb kam für mich eigentlich nur Work and Travel in Frage.
Gesucht war demnach ein englischsprachiges Land, möglichst weit weg und für Backpacker:innen geeignet. Das heißt genug Arbeit, schöne Natur und öffentliche Verkehrsmittel, da ich nicht vorhatte, mir ein Auto zu kaufen. Überzeugen konnte mich letztendlich Neuseeland, wobei nicht nur atemberaubende Landschaftsbilder, sondern auch die begeisterten Schilderungen von Frau Schmidt S. eine Rolle spielten.
Allein oder gemeinsam?
Für mich stand von Anfang an fest, dass ich allein losziehen würde. Zum ersten Mal im Leben vollkommen unabhängig und dann Rücksicht auf eine andere Person nehmen müssen? Ohne mich! Menschen lerne ich unterwegs kennen, dachte ich mir, und wer weiß, vielleicht findet sich früher oder später ein Reisepartner oder eine Reisepartnerin. Und wer hätte es gedacht: genauso kam es dann auch.
Wem das zu waghalsig ist, der kann sich schon vor der Reise im Internet Gleichgesinnte suchen und gemeinsam ins Abenteuer starten. Mit einem Freund oder einer Freundin loszuziehen ist auch eine Möglichkeit. Die meisten Reisenden, denen ich begegnete, waren wie ich allein unterwegs. Doch allein ist man sowieso nie, wenn man es nicht sein möchte. Außerdem habe ich von vielen Freundschaften und Beziehungen gehört, die unterwegs zerbrochen sind. Sich den ganzen Tag zu sehen ist auf Dauer nicht einfach, wie ich selbst früh feststellen musste.
Auch wenn es meinen Eltern anfangs Bauchschmerzen bereitet hat, würde ich immer wieder allein aufbrechen. Es ist ein tolles Gefühl, nachher sagen zu können: Das habe ich allein geschafft.
Niemand weiß, was er kann, bevor er es versucht.
Publilius Syrus