Am 3. März 2023 waren in mehr als 250 deutschen Städten insgesamt über 220.000 Menschen auf den Straßen, um für eine lebenswerte Zukunft zu streiken, denn der Klimawandel und seine Folgen betreffen uns alle. Marlin, Klimaaktivistin und Pressesprecherin von Fridays For Future Chemnitz, hat mir außerdem ein paar Fragen rund um den Klimaschutz beantwortet.
Wofür wird eigentlich gestreikt?
Auf den von Fridays For Future organisierten Demonstrationen wird für eine funktionierende Klimapolitik in Deutschland gestreikt. Darunter zählt unter anderem:
- Die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens, einer verbindlichen Grundlage für effektive Klimaschutzmaßnahmen basierend auf internationaler Zusammenarbeit.
- Die Einhaltung des 1,5°C-Ziels, also das Ziel, die menschengemachte Erderwärmung durch den Treibhauseffekt auf 1,5°C zu begrenzen. Möglich wäre das mit dem Kohleausstieg bis 2030 und 100% erneuerbarer Energieversorgung bis 2035, wie in den Forderungen von Fridays For Future Deutschland vorgesehen.
- Die Mobilitätswende. Während die öffentlichen Verkehrsmittel in Deutschland teuer und unzuverlässig sind, wird immer noch ständig auf das Auto als Transportmittel gesetzt. Darum fordert Fridays For Future bessere Arbeitsbedingungen im ÖPNV. Viele Nahverkehrsunternehmen, wie zum Beispiel am 3. März in Chemnitz, haben deshalb schon gestreikt.
Aktionen in unserer Nähe
Vergangenen Freitag waren über 18.000 Menschen auf den Berliner Straßen, aber was ist in unserer Umgebung passiert?
In Dresden haben 5.000 Demonstrant:innen ein deutliches Zeichen gesetzt. Der Nachmittag begann mit Zubringerdemos ab 12.00 Uhr zum Dresdner Neumarkt, wo die Veranstaltung 13.30 Uhr mit einer Kundgebung startete. Weiter ging es mit einem Demonstrationszug, der 16.30 Uhr endete.
In Freiberg gab es eine Kundgebung unter anderem mit Redebeiträgen des Bürgermeisters und des Rektors der Universität.
In Chemnitz waren ab 3 Uhr morgens verschiedene Aktionen geplant, die Marlin im Interview nochmal ausführlich erklärt. Um 16.00 Uhr gab es anschließend einen Demonstrationszug mit Zwischenstopps, bei denen Redebeiträge der Grünen Jugend, Parents For Future und vielen anderen verlesen wurden.
Interview mit Marlin
Du bist ja bei Fridays For Future aktiv, aber könntest du deine Arbeit nochmal mit eigenen Worten erklären?– Ich bin seit 1,5 Jahren bei FFF aktiv. Dort organisiere ich Demonstrationen (Klimastreiks) und Veranstaltungen, wie zum Beispiel den Tauschmarkt (Ergänzung der Redaktion: Der Tauschmarkt war ein Markt, bei dem man durch Tauschen gebrauchte Dinge erwerben konnte). Außerdem kümmere ich mich um die Betreuung der Social Media Kanäle.
Warum engagierst du dich?– Ich engagiere mich, weil ich wütend bin, dass die Regierung trotz gesicherter wissenschaftlicher Erkenntnisse immer noch keine radikalen Klimaschutzmaßnahmen umsetzt. Ich möchte, dass alle Menschen ein lebenswertes Leben, ohne die Auswirkungen des Klimawandels, haben.
Wie zeigt sich der Klimaschutz in deinem Alltag?– Ich persönlich lebe vegetarisch und achte darauf nicht unnötig/übermäßig zu konsumieren.
Was könnten Schüler:innen als Beitrag zum Klimaschutz leisten?– Das Wichtigste ist es, meiner Meinung nach, Gruppen aufzubauen, zum Beispiel in Form einer AG. Dann kann man eigene Aktionen planen oder zum Klimastreik mobilisieren.
Jetzt kommen noch ein paar Fragen speziell auf den Klimastreik am 3.3. in Chemnitz bezogen:
Welche Aktionen gab es?– Begonnen hat der Tag mit Aktionen vor drei Schulen. Dort haben wir einen Redebeitrag verlesen und Mobimaterial verteilt, um auf den bevorstehenden Klimastreik aufmerksam zu machen. Als Zweites haben wir eine Grünphasenblockade durchgeführt. Dabei sind wir immer als die Fußgängerampel grün war, mit Transparenten über die Straße gelaufen. So wollten wir auf die dringend benötigte Verkehrswende aufmerksam machen. Danach waren wir vor dem Parteibüro der CDU und haben deren verfehlte Klimapolitik kritisiert. Bei der Kundgebung vor der Deutschen Bank haben wir eine Kunstaktion durchgeführt. Es wurde Kunstblut über Kohle geschüttet. Dies sollte als Symbol für die Verbrechen der Deutschen Bank stehen, denn sie ist der größte Geldgeber hinter RWE. RWE fördert klimaschädliche Kohle zur Energiegewinnung. Dies befördert die Klimakatastrophe, was zu Extremwetterereignissen führt und viele Tote fordert. Danach gab es um 16.00 Uhr die Demonstration.
Welche Bedeutung haben, deiner Meinung nach, lokale Aktionen, wie am Freitag in Chemnitz?– Sie schaffen Aufmerksamkeit und regen zum Nachdenken an.
Was würdest du dir für Chemnitz wünschen?– Ich würde mir wünschen, dass die Menschen ihre Augen öffnen und sehen, was wir für eine Welt zu gewinnen haben.
Zum Schluss eine sehr tiefgründige Frage 😁: Was ist dein liebster Demospruch?– We are unstoppable – another world is possible!
Die Meinungen zum Thema Klimapolitik sind gespalten. Ich denke, dass es unglaublich wichtig ist, für unsere Zukunft zu kämpfen und deshalb finde ich es sehr schade, dass es so wenig Jugendliche gibt, die sich der Katastrophe bewusst sind und für ihre Rechte einstehen (Artikel 20a Grundgesetz: „Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen […]“). Ich möchte jeden dazu ermutigen, für Klimagerechtigkeit zu demonstrieren oder warst du sogar schonmal? Vielleicht hat dir dieser Artikel den ein oder anderen Denkanstoß geliefert. Ich freue mich immer über Feedback.
Quellen:
- @FFFChemnitz@climatejustice.global (@FFFChemnitz) / Twitter
- Globaler Klimastreik – 3. März 2023 | Fridays for Future
- 1,5-Grad-Ziel – Wikipedia
- Pressemitteilung: 18.000 Menschen in Berlin ++ Globaler Klimastreik erfolgreich! – Fridays for Future Berlin
- FFF Dresden – Gemeinsam für Klimagerechtigkeit! (fffdd.de)
- Art 20a GG – Einzelnorm (gesetze-im-internet.de)