Der Mandela-Effekt: Wenn unser kollektives Gedächtnis falsch liegt

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Hast du schon einmal fest an etwas geglaubt, was sich anschließend als eine Unwahrheit entpuppt hat? Keine Sorge, damit bist du wahrscheinlich nicht allein. Manchmal scheint man sich schließlich einfach nicht gut genug an bestimmte Ereignisse oder Fakten erinnern zu können. Einige solcher Irrtümer treten allerdings bei so vielen Menschen auf, dass es für dieses Phänomen sogar einen eigenen Namen gibt: Der Mandela-Effekt.

Der Namensgeber des Effekts war der südamerikanische Präsident Nelson Mandela, der im Jahre 2013 verstarb. Als die Nachricht seines Todes jedoch an die Öffentlichkeit gelang, waren viele Menschen erstaunt, denn ein Großteil hatte Mandela schon längst für tot gehalten. Angeblich wäre er schon längst in den 1980ern im Gefängnis gestorben. Doch das Irrtum hörte damit noch nicht auf, denn einige glaubten, sich sogar an Details seiner Beerdigung wie das Wetter, die Musik oder die Farbe seines Sargs zu erinnern. Seitdem wurde eine Reihe ähnlicher Irrtümer gesammelt und unter dem Namen „Mandela-Effekt“ zusammengefasst. Fünf bekannte Beispiele habe ich unten einmal für euch aufgelistet.


„Luke, ich bin dein Vater.“

Ach, haben wir dieses berühmte Zitat aus Star Wars nicht alle schon einmal verwendet? Selbst den Menschen, die noch keine großen Berührungspunkte mit dem Sci-Fi-Franchise haben, ist dieser Satz wahrscheinlich geläufig. Was einige Star-Wars-Begeisterte vielleicht schon wissen: Das oben genannte Zitat kommt in dieser Form eigentlich garnicht in „Star Wars – Episode V“ vor. Die richtige Variante würde lauten: „Nein, ich bin dein Vater.“ Luke´s Name wird in dem Zitat von Darth Vader nie verwendet.

„We are the Champions…“

„…of the wooorld!“ So endet doch das berühmte Lied von Queen, oder etwa nicht? Nicht ganz richtig. Der Satzteil „of the world“ kommt zwar im Refrain vor, aber der letzte Satz des Liedes lautet in der Originalversion einfach nur: „We are the champions.“ Später beendete jedoch auch Sänger Freddie Mercury das Lied in dem Konzert im Wembley Stadium mit „of the world“.

Monopoly

Wer gerne Monopoly spielt, wird sich bestimmt auch an das gezeichnete Männchen erinnern, welches auf jeder Verpackung des Spiels zu sehen ist. Er trägt einen Anzug, einen Zylinder, einen Geldbeutel und ein Monokel… bis auf die Tatsache, das er eigentlich kein Monokel trägt. Wenn du einer der Menschen bist, der darauf besteht, dass er sehr wohl eins hat, dann hast du nun aus erster Hand den Mandela-Effekt erfahren.

Pikachu

Pikachu ist das wohl bekannteste Pokémon. Er zeichnet sich durch seine charakteristische gelbe Farbe aus. Aber wisst ihr noch, wie genau dieses kleine, niedliche Wesen aussieht? Ratet doch mal!

Quelle: https://bit.ly/3rIdG6g

Lösung:

Falls du die rechte Variante genommen hast, dann liegst du leider falsch. Tatsächlich hat Pikachu keine schwarze Schwanzspitze, auch wenn das viele behaupten würden.

Kinder Schokolade

Die Marke „kinder“ hat mehrere süße Snacks in ihrem Sortiment. Ein Beispiel dafür wäre die Milchschnitte, es gibt aber noch einen anderen Riegel mit Schokolade und einer Milchfüllung. Wie heißt diese Süßigkeit gleich nochmal?

Kinderpinguin heißt sie nämlich nicht, denn eigentlich fehlt bei dem Wort das letzte „n“. Obwohl viele von uns darauf gewettet hätten, dass diese Süßigkeit so heißt, wurde sie eigentlich „kinder Pinguí“ benannt.


Doch wie kommt es eigentlich, dass der Mandela-Effekt überhaupt auftritt? Während einige Menschen vermuten, dass dieses Phänomen ein Anzeichen auf Paralleluniversen sein könnte, gibt es auch einige andere Erklärungen, die meiner Meinung nach wahrscheinlicher sind. Je weiter Erlebnisse zurückliegen, desto mehr vergessen wir kleine Details. Dies kann sogar so weit führen, dass wir Dinge, die uns andere erzählt haben, als richtige Erinnerung uminterpretieren. Je häufiger dann etwas von anderen wiederholt wird, wie zum Beispiel das Zitat „Luke, ich bin dein Vater.“, desto mehr verinnerlichen wir es und fassen es nach einiger Zeit sogar als Wahrheit auf, auch wenn das nicht unbedingt der Fall sein muss.

Aufgrund von vergangenen Erfahrungen schließt unser Gehirn außerdem auf Tatsachen, die nicht unbedingt der Realität entsprechen. Da viele Menschen ähnliche Erfahrungen machen, betrifft der Mandela-Effekt auch viele Menschen. Wir haben beispielsweise gelernt, dass das Wort „Pinguin“ mit einem „n“ endet. Wenn wir dann in einem Supermarkt unserer Wahl eine Süßigkeit namens „kinder Pinguí“ sehen, ergänzt unser Gehirn automatisch das „n“, da dies aufgrund der vergangenen Erfahrungen eine logische Schlussfolgerung wäre.

Diese Erklärungen beantworten vielleicht nicht alle offenen Fragen, da so trotzdem ungeklärt bleibt, wie sich Menschen an die Farbe des Sarges erinnern können, auch wenn die entsprechende Beerdigung nie stattgefunden hat. Trotzdem ist der Mandela-Effekt eine gute Erinnerung daran, dass man nicht immer auf seine Meinung beharren sollte, wenn man neue Informationen erfährt, da man manchmal nicht einmal seinem eigenen Gedächtnis vertrauen kann.

Tessa

Tessa

Tessa ist seit dem 16. September 2022 bei CottaConnect. Sie ist für die kreativen Dinge der Schülerzeitung zuständig und wirkt im Podcast-Team mit.

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